Ein Teil des von den Schülerinnen und Schülern mit Frau Cieslik gesammelte Flaschenpfand-Geld hat einen weiten Weg genommen. Es unterstützt eine kleine Urwald-Schule der Indigenen (Indianer) vom Stamm der Ocaina am Oberlauf des Río Ampiyacu im Amazonasgebiet von Peru.
Schon seit über 15 Jahren bin ich immer wieder einmal zu Gast in dem kleinen Urwalddorf Nueva Esperanza im Gebiet des oberen Río Ampiyacu, einem Nebenfluss des Amazonas. Die Bewohner gehören zu einem Stamm, der ein paar Dörfer im Grenzgebiet von Peru und Kolumbien besiedelt. Die Leute sind sehr hilfsbereit und besonders ihr Chef, Carlos, hat mich schon mehrfach im Regenwald geführt. Dabei stießen wir auf viele spannende Tiere und unter anderem auch auf zwei bisher unbekannte Amphibienarten.
Im Dorf gibt es eine ganze Menge Schwierigkeiten. Nicht nur, dass es sehr abgelegen ist – man braucht 2-3 Stunden im Boot bis nach Pebas, einem Dorf mit Arzt und Einkaufsmöglichkeiten. Auch Verdienstmöglichkeiten gibt es fast keine. Das ist der Grund, warum viele der jungen Leute aus Nueva Esperanza weggehen und lieber näher an der „Zivilisation“ leben. Die Zahl der Einwohner sinkt ständig.
Es gibt eine kleine, schlecht ausgestattete Zwergschule, die aber nicht im geringsten mit unseren Schulen vergleichbar ist. Um sie wenigstens ein bisschen besser auszustatten und sie dadurch attraktiver zu machen, habe ich Frau Cieslik gebeten, ein bisschen Geld von eurem Flaschenpfand zur Verfügung zu stellen. Das gestaltete sich aber sehr viel schwieriger als gedacht.
Als ich im September 2022 in Pebas ankam, feierten die Indigenen des Gebietes gerade ein Fest, unter anderem mit einem Männer- und einem Frauen(!)-Fußballturner. Als ich im Pekepeke (einem Einbaum mit kleinem Außenbordmotor) weiterreisen wollte, erklärte mir der Chef des Gebietes, dass das nicht ginge. Sie hätten eine neue Bestimmung erlassen, dass alle 14 Gemeinden im Gebiet zustimmen müssten, falls Fremde in ihr Gebiet einreisen wollten. Vierzehn Gemeinden, alle weit verstreut im Regenwald – das dauert Wochen, bis die alle kontaktiert werden. Damit war meine Reise nach Nueva Esperanza unmöglich.
So ärgerlich, wie das für mich war, muss ich zugeben, dass ich die neue Bestimmung durchaus gut finde. Es war nämlich in der Vergangenheit so, dass immer wieder Holzfäller ins Gebiet eingedrungen sind und illegal Bäume gefällt haben. Wenn das jetzt mit der neuen Regelung unterbunden wird, ist das ja sehr positiv – wenn es mich auch kalt erwischt hat.
Leider war Carlos, mein Kontaktmann, bei dem Fest nicht anwesend. Ich habe aber seine Schwester und seinen Neffen getroffen und ihnen nicht nur das Flaschenpfand-Geld, sondern auch die ganze Verpflegung, die unsere kleine Gruppe für den Aufenthalt im Regenwald gekauft hatte, dort gelassen. Nächstes Mal muss ich mich dann eben früher anmelden. Wie das geht? Ich habe tatsächlich eine E-Mail-Adresse bekommen. Ob die dann auch funktioniert???
Text und Bilder: Karl-Heinz Jungfer