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Der Herr der Dinge
Wertvolle Dinge den Mächten der Finsternis zu entreißen, ist ein Fulltime-Job. Das weiß in unseren Zeiten jeder kluge Mensch zwischen Gaildorf und Mittelerde. Harald Russe heißt unser Gefährte, der die wertvollen Dinge der Schloss-Realschule behütet. Wir haben einen Blick in seinen Alltag geworfen und gestaunt, wie vielfältig die Aufgaben eines Schulhausmeisters sind – und auch erfahren, mit welchen dunklen Mächten er ab und an zu kämpfen hat.
Die ersten Sonnenstrahlen sind schon zu erahnen, als Harald Russe über den leeren Pausenhof auf den Eingang der SRG zugeht. Auf den ersten Blick heute keine besonderen Vorkommnisse. Es ist ein ganz normaler Schultag im Oktober. „Feuer, Graffiti, Wasserschäden! Gab es alles schon!“, sagt er und schließt die Schule auf.
Was heute anliegt, weiß er nur teilweise. Ein Termin mit dem Elektriker. Eine Besprechung mit der Schulleitung. Kaba verkaufen, in der Großen Pause. Doch an jedem Tag, das weiß Russe sicher, sind es die unvorhergesehenen Aufgaben, die den größten Teil ausmachen.
Abfluss verstopft in der 6c, Stromausfall im Computerraum, Besenstiel in der 9b abgebrochen. Aber sie waren es nicht. Russe zuckt mit den Achseln und lacht. Die Jungs und Mädchen aus der 9b lachen auch. Ein Schulhausmeister ist halt doch eine Bezugsperson.
Natürlich sind viele seiner täglichen Aufgaben eher harmlos, aber auch sehr vielseitig. Von A wie Aufzug über R wie Reinigung bis Z wie zentrale Schließanlage. Von A wie Außenanlagen über H wie Heizung bis Z wie Zustand aller schulischen Einrichtungen. Der Mann kann einfach alles, kennt jedes Kabel, weiß jeden Trick.
Die Durchführung und Koordination kleiner und großer Instandhaltungsmaßnahmen stellt den größten Posten seiner Arbeit dar. Für ihn aber genauso wichtig, sagt Russe, ist der tägliche Kontakt zu Schülerinnen und Schülern. Vor seinem Wechsel an die SRG war er viele Jahre im Rettungsdienst tätig. Auch ein Menschen-Beruf. Auch ein Beruf mit Höhen und Tiefen. Oft kann man helfen.
In der Schule, so Russe, gibt es auch viele Begegnungen, bei denen er helfen kann. Bei verlorenen Schließfach-Schlüsseln, bei defekten Glühbirnen, bei kleinen Überschwemmungskatastrophen findet er Lösungen und wird mit erleichterten und fröhlichen Gesichtern belohnt.
Aber natürlich gibt es auch weniger schöne Momente. Die Folgen von Vandalismus und Streitereien gehören auch zu Russes Aufgaben. Manchmal, so sagt er, kann man sich wirklich nicht vorstellen, wie ein Defekt entsteht. Kann es ein Unfall gewesen sein, dass der aus Stahl geschweißte Stuhl verbogen und geborsten ist? Und die zerbrochene Tischplatte? Materialermüdung? Gelegentlich gebe es Klassenzimmer, die aussähen, als habe eine Bande von Waschbären darin gelebt. Dann muss der Herr der Dinge deutliche Worte finden.
Ob er sich verantwortlich fühlt, für das Schulgebäude, fragen wir. Russe denkt nach und nickt. „Ja klar, das hat man mir anvertraut. Und ganz billig ist so eine Schule mit allem Drum und Dran ja nicht.“ Einer müsse sich um diese Dinge eben kümmern.
Harald Russe kümmert sich.
Vielen Dank!
Harald Russe